Raunächte allgemein
Quelle : http://www.shz.de/lokales/anti-stress-rauhnaechte-als-kraftquelle-nutzen-id8563506.html
Mit der Besinnung auf alte Werte und Jahrhunderte altes Wissen
erkennen immer mehr Menschen und auch Mediziner den Wert, den die
Rauhnächte für Körper und Seele bieten können, wenn denn die Botschaften
der Natur erkannt und richtig gedeutet werden. Dann können die Tage
zwischen den Jahren zu einem gestärkten und gelassenen Start ins neue
Jahr verhelfen.
Die Natur hat vor den Rauhnächten, bis zur Wintersonnwende, allen unnötigen Ballast abgeworfen. Mit dem ersten Schnee wird
es noch ruhiger, alle Energie und Konzentration ist auf das Innere
gerichtet – aufs Erdreich, auf den Kern des Baumstamms.
Innere Einkehr,
Ruhe und Muße waren in früheren Zeiten auch für die Menschen in der
dunkelsten Zeit des Jahres ganz selbstverständlich, besonders auf dem
Land. Doch in Zeiten der Globalisierung stehen auch im Winter die Räder
nicht still. Besonders die Städte sind erhellt, Trubel herrscht in den
Geschäften, Kinos und Sportstudios an jedem Tag. Winterdienst und
öffentliche Verkehrsmittel machen auch bei Schnee und Eis mobil, das
neue Jahr wird von den meisten mit leuchtenden Raketen, krachenden
Böllern und großen Feten begrüßt.
Auf diese Weise kann der Zauber der Rauhnächte nicht wirken. Diese elf Tage mit ihren zwölf langen Nächten werden nur dann zur Kraftquelle, wenn in dieser Zeit ein möglichst großer Freiraum für sich selbst geschaffen wird – für Müßiggang und Rückschau.
Statt auf Partys zu gehen,
sollten wir uns in unseren eigenen vier Wänden einkuscheln.
Statt durch
erhellte, volle Citys zu hetzen, sollten wir bei einem
Winter-Spaziergang zur Ruhe kommen.
Schneeluft tief einatmen, übers Meer
schauen, uns im Wald an einen Baumstamm lehnen, mit bloßen Fingern den
Rauhreif von einem Blatt streichen oder den Blick in den Sternenhimmel
genießen.
In keiner Zeit des Jahres gelingt es besser, tiefer mit seinem
Inneren in Kontakt zu treten, zu philosophieren, zu meditieren und sich
mit den wichtigen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen, sich neu zu
orientieren und Kraft zu schöpfen.
Da die Rauhnächte von einigen
Feiertagen und Wochenenden begleitet sind, kann dies auch dann gelingen,
wenn in dieser Zeit gearbeitet wird, die restliche Zeit aber frei von
Berufs-Hektik und Freizeit-Stress bleibt.
Immer mehr Experten haben den Wert dieser einzigartigen Zeit zwischen
den Jahren erkannt und versuchen, dazu zu motivieren, zwischen
Weihnachten und dem 6. Januar um einen oder auch mehrere Gänge
zurückzuschalten.
Zu diesen zählt Dr. Astrid Hadeler aus Daldorf,
Dozentin für Feng Shui und Expertin für die Heilkräfte der Natur.
„In
der Hektik des Alltags ist es schwierig, abzuschalten und Kontakt zu
unserer inneren Stimme aufzunehmen – die Rauhnächte eignen sich dafür
besser als alle anderen Tage im Jahr“, sagt Astrid Hadeler.
Auch die
Sensibilität gegenüber der Natur sei in dieser Zeit besonders hoch.
„Ein
Winter-Spaziergang bewirkt oft Wunder, er bietet Antworten auf jede
Frage, wenn man denn offen und neugierig wie ein Kind übers Land
streift“, erklärt die Fachfrau.
Wie wichtig die Botschaften der Rauhnächte gerade heute sind, zeigt
auch die Resilienz-Forschung aus der Psychologie. Resilienz ist die
Fähigkeit, mit inneren und äußeren Einflüssen umzugehen. Stress, Streit,
Krankheit, Verliebtheit, Steuerschulden oder viele weitere Faktoren,
die täglich auf uns wirken, auszugleichen.
Doch damit das
Körper-Geist-Seele-System diese Fähigkeit nicht verliert, braucht es
Zeiten der Stille, der inneren Ruhe, der Druckfreiheit, der Erholung –
Tage wie die Rauhnächte.
Geht die innere Balance verloren, werden wir
krank.
In der europäischen Mythologie öffnen die Rauhnächte auch eine
besondere Tür zur Welt der Geister und Dämonen. Ein Mittel, diese zu
vertreiben, waren laute Geräusche, besonders zu Silvester – der Nacht,
in der die Tore zur Unterwelt besonders weit geöffnet sein sollen.
Darin
liegt der Ursprung des Silvester-Feuerwerks. Auch das Räuchern oder
Ausräuchern der Stuben und Ställe mit wohlriechenden Kräutern dient seit
Jahrhunderten dazu, böse Geister zu vertreiben und gute Energien ins
Haus einzuladen.
Durch ihre Nähe zu besonderen Kräften sind die Rauhnächte seit
Jahrhunderte alten Bräuchen auch die beste Zeit für Orakel, für den
Blick in die Zukunft – auf die Geburt des Kindes, die nächste Ernte oder
extreme Wetterlagen. Dabei steht jede Rauhnacht für einen Monat des
neuen Jahres. Die Zeichen und Botschaften dieser Zeit erlauben also
einen Blick auf das komplette Jahr.
Egal, ob jemand an altes Brauchtum glaubt oder nicht:
Die Chance, die
Rauhnächte zum eigenen Wohlbefinden zu nutzen und Jahrhunderte alte
Weisheiten neu zu beleben, sollte genutzt werden –
zur Entspannung und
einem besinnlichen Zusammensein
mit den Menschen, die wirklich wichtig
sind.
Innerlich aufgeräumt und ausgeruht kann dann das neue Jahr kommen.